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So sieht der Alltag der IU Professor:innen aus
Tourismusmanagement

2. November 2022

10 Min

Die Lehre im dualen Studium an der IU Internationalen Hochschule (IU) zeichnet sich durch eine besondere Praxisnähe aus. Davon profitieren Studierende und Praxispartner gleichermaßen. Prof. Dr. Nicola Zech unterrichtet seit 2016 Tourismuswirtschaft an der IU und war vor ihrer Promotion in verschiedenen Führungspositionen in der internationalen Hotellerie tätig. Im Interview erzählt Nicola, wie sich Theorie und Praxis im dualen Studium optimal ergänzen.

Wie gestaltet sich Ihr Berufsalltag?

Die Professur verläuft wellenförmig über das Jahr. Am Ende des Semesters und in den Semesterferien bereite ich die Vorlesungen vor. In meinem Bereich müssen die Vorlesungen regelmäßig überarbeitet und aktualisiert werden, weil sich die Welt des Tourismus stark wandelt. Kein Semester ist gleich, es gibt immer wieder neue Aspekte. Zusätzlich werden am Anfang des Semesters viele Projektarbeiten und Bachelorarbeiten korrigiert, weil diese zum Abschluss des vorherigen Semesters abgegeben werden. Über das ganze Semester hinweg halte ich Vorlesungen und bereite Prüfungsleistungen vor. Irgendwann kommt die Prüfungsphase, in der Klausuren stattfinden und Referate abgenommen werden. Anschließend geht mein Blick in Richtung nächstes Semester. Ich persönlich finde diesen Kreislauf sehr schön.

Unternehmen Sie Exkursionen mit ihren Kursen?  

Ja, und ich kenne das auch so von meinen Kolleginnen und Kollegen. Ich zum Beispiel fahre mit den Studierenden im zweiten Semester für einen ganzen Tag zum Flughafen München. Dort unternehmen wir eine Rundfahrt, schauen hinter die Kulissen des Flughafens und sehen uns die verschiedenen Akteure vor Ort an: Mietwagenfirmen, Lastminute-Reisebüros oder das Hotel Hilton Airport. Oft haben wir auch eine Führung, bei der die Studierenden sehen, wie sich die Airlines präsentieren. 

Können sich Unternehmen freiwillig als Ziel einer Exkursion melden?

Ich bekomme manchmal ein Angebot von den Praxisbetrieben oder spreche selbst jemanden von den Praxisbetrieben an. Zudem gibt es Unternehmen, die kein Praxisbetrieb sind, aber auf uns zukommen, weil sie sich gerne einmal präsentieren wollen. Wir hatten beispielsweise schon ein paar Mal den CFO (Chief Finance Officer) der Falkensteiner Hotels virtuell zugeschaltet, der uns aus seinem Alltag berichtet hat. Tourismus lebt von Exkursionen. Reine Theorie ist da schwierig, das muss man auch mal selbst erlebt haben.

Inwiefern profitieren Unternehmen von einer Exkursion?

Viele Betriebe haben erkannt, dass sich hier eine Möglichkeit bietet, sich potenziellen Arbeitskräften und Managern vorzustellen. Ich merke auch, dass durch den Fachkräftemangel ein Wandel stattfindet. Früher war es schwieriger, eine Hausführung in den Hotels zu bekommen, heute dagegen werden die Studierenden mit offenen Armen empfangen.

Wie sind die Theoriephasen aufgebaut? Profitieren die Studierenden von den Praxiserfahrungen ihrer Dozierenden? 

Natürlich, das ist der große Vorteil der Fachhochschule: Alle Professor:innen müssen mindestens fünf Jahre einschlägige Praxiserfahrung mitbringen. Jede:r von uns kommt aus der Praxis, das heißt, bei uns gibt es keine Professor:innen, die eine reine Uni-Karriere haben und dann beispielsweise vom wissenschaftlichen Mitarbeitenden in die Professur wechseln. Wir sind immer bemüht, die Theorie so praxisnah wie möglich zu vermitteln, ich denke, da spreche ich für alle Kolleginnen und Kollegen.

Wie groß sind Ihre Gruppen bzw. Klassen normalerweise?

Das ist unterschiedlich. In den Grundlagenkursen im ersten und zweiten Semester sind es etwa 40 Studierende. In den Vertiefungen in den höheren Semestern sind es dann oft nur 15, die sich auf verschiedene Vertiefungen aufteilen. Sehr schön finde ich, dass es nie mehr als 40 sind. Das ist immer noch eine gute Größe für Gruppenarbeiten und um miteinander diskutieren zu können. Bei uns geht alles auf einem sehr persönlichen Weg, und das ist auch einer der Gründe, warum ich genau hier bin, wo ich bin.

Wissen Sie, bei welchen Praxispartnern Ihre Studierenden arbeiten?

Einen Überblick über die Praxispartner habe ich natürlich, das ist für mich sehr wichtig. Ich frage das am Anfang immer ab und notiere mir das auch. Oft sind auch Studierende dabei, die vorher schon eine komplette Berufsausbildung gemacht haben oder im Rahmen von Work and Travel in verschiedenen Ländern waren. Von diesem Wissen profitieren letztendlich alle.

Können die Studierenden Beispiele ihrer Praxispartner mit in die Theorie nehmen?

Ja, das wird immer berücksichtigt. Wenn wir beispielsweise die Dienstplangestaltung besprechen, dann frage ich die Studierenden, wie diese in ihren Betrieben funktioniert. Dann kann ich wunderbar von der Praxis auf die Theorie überleiten. Die Studierenden können sich umgekehrt auch überlegen, was sie aus der Theorie mit in den Praxisbetrieb nehmen und Ideen zur Verbesserung weitergeben.

Wie bereiten sich die Studierenden mit den Dozierenden auf Prüfungen vor?

In der Prüfungsphase, also nach dem Semester, finden die Klausuren statt. Die Vorbereitung ist wahrscheinlich nicht mit einem Satz zu beantworten und wird von den Dozierenden unterschiedlich gehandhabt. Ich gehe zum Beispiel im Schnelldurchlauf noch mal den gesamten Stoff durch und stelle dann einige Beispielfragen, damit die Studierenden ein Gefühl für die Fragen bekommen. Ich persönlich finde andere Prüfungsformen schöner: Referate, Fallstudien, Seminararbeiten - da erlebe ich, wie sich die Studierenden präsentieren und über die Semester wachsen und weiterentwickeln. Zudem kann ich da auch mal nachhaken.

Laufen die Prüfungsphasen immer gleich ab?

Aktuell gibt es bei uns verschiedene Neuerungen. Insbesondere starten wir jetzt quartalsweise, auch im Tourismus. Das heißt, das erste Mal können dann auch zum 01.01. neue Studierende einsteigen, müssen also nicht bis zum 01.04. warten, insofern wird das System rollierender. Die Prozesse dafür werden bereits jetzt umgestellt. Wir werden auch bei den Prüfungen immer moderner und nutzen neue Medien. Statt der standardmäßigen Klausur prüfen wir genau die Fähigkeiten ab, die die Studierenden nachher im Job brauchen und das ist in der Regel nicht das bloße Auswendiglernen und Hinschreiben.

Pro Semester gibt es immer auch ein Praxisprojekt. Können in diesen Projekten konkrete Fragestellungen der Praxispartner beantwortet werden?

Das müssen sie sogar. Praxisprojekt ist insofern ein bisschen verwirrend als Name, weil es immer eine Projektarbeit ist. Es ist die Vorstufe zur Bachelorarbeit, bei der auf 15 Seiten eine Fragestellung wissenschaftlich bearbeitet wird. Diese Fragestellung wird im ersten Semester noch vorgegeben, später soll sie aus dem Betrieb kommen. Die Studierenden lesen Fachliteratur, suchen Quellen, erstellen eine Forschungsfrage und führen schließlich auch selbst ein methodisches Verfahren durch, zum Beispiel Experteninterviews oder Kundenbefragungen. Die Projektarbeiten bereiten die Studierenden auf das wissenschaftliche Arbeiten vor. Das empfinde ich als einen unserer ganz großen Pluspunkte. Ich habe vorher an Hochschulen unterrichtet, an denen die Bachelorarbeit das erste wissenschaftliche Projekt der Studierenden war. Die haben sich entsprechend schwergetan damit. Bei uns gibt es schon vorher vier Praxisprojekte, zu denen die Studierenden jedes Mal Feedback bekommen. So können sie immer wieder daran feilen und lernen, dass die Bachelorarbeit - ein großes Projekt mit viel Aufwand – eine Herausforderung ist, die sie meistern können.

Wie funktioniert der Austausch mit Ihren Studierenden?

In der Regel läuft die Kommunikation über Teams. Pro Studiengruppe und Modul, das ich unterrichte, gibt es eine eigene Teams-Gruppe. Dort können die Studierenden allgemeine Fragen zum Unterricht stellen. Von den Antworten profitieren auf diese Weise alle. Zudem bin ich über den Einzelchat oder E-Mail erreichbar, aber das wird weniger. Angebotene Sprechstunden wurden überhaupt nicht in Anspruch genommen.

Was macht Ihnen besonders viel Spaß an Ihrem Beruf?

Die Zusammenarbeit mit den Studierenden in mehreren Aspekten. Einerseits sie über die Semester begleiten zu dürfen und wachsen zu sehen. Ich bin mit vielen Alumni über Xing verlinkt oder sehe sie in der Fachpresse. Es ist schön, die verschiedenen Karrierewege zu beobachten und sagen zu können, dass ich sie ein Stück auf diesem Weg begleiten durfte und ihnen etwas weitergeben konnte. Andererseits lerne auch ich jeden Tag dazu, weil alle dual studieren und aus ihren Betrieben erzählen. Dadurch erfahre ich selbst viel von der Branche und bleibe am Ball.

Also lernen auch die Dozierenden nie aus?

Nein. Nie. Sich fachlich immer wieder neu einzuarbeiten und mit neuen Themen zu beschäftigen, finde ich wahnsinnig spannend an dem Beruf.

Haben Sie Hinweise oder Tipps für die Praxispartner?

Die Verzahnung mit der Hochschule wirklich zu nutzen, also für Praxisprojekte und Forschungsvorhaben offen zu sein. Ich sehe das als Win-win an: Die Praxispartner bekommen viele Ideen von vielen Studierenden sowie von uns Professor:innen und umgekehrt können wir den Input sehr gut für Praxisbeispiele nutzen.

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